Im Frühjahr 1940 setzte die strategische Bomberoffensive des britischen Bomber-Command gegen Deutschland ein. Wegen der hohen Verluste am Tag wurde die Offensive in der Nacht weitergeführt. In Deutschland reagierte die Luftwaffenführung mit der Aufstellung eines Nachtjagdgeschwaders, das aus den Me-110-Zerstörerverbänden gebildet wurde. An Nachtjagdschulen wurden speziell für diese Flüge Besatzungen ausgebildet, gleichzeitig erfolgte der systematische Aufbau der deutschen Nachtjagd. Schon bald errangen Nachtjäger ihre ersten großen Erfolge gegen die britischen Bomberverbände. Immer mehr Namen von Nachtjagd-Assen wurden im Wehrmachtbericht, in den Wochenschauen und in der Zeitung genannt: Heinz-Wolfgang Schnaufer, Helmut Lent, Prinz Heinrich zu Sayn-Wittgenstein oder auch Werner Streib. Zu diesen Assen sollte 1944 auch der Oberfeldwebel Rudolf Frank gehören, der im Frühjahr 1941 nach seiner Nachtjagd-Ausbildung als Gefreiter ins Nachtjagdgeschwader (NJG) 3 versetzt wurde.
Geboren wurde Rudolf Frank am 19. August 1920 im badischen Grünwinkel bei Karlsruhe als ältester Sohn eines Schuhmachers. Von 1926 bis 1930 besuchte er die Volksschule, worauf er ins Real-Gymnasium wechselte, auf dem er die Mittlere Reife erlangte.
Schon seit frühester Jugend begeisterte er sich für die Fliegerei. Daher meldete er sich bei Kriegsbeginn freiwillig zur Luftwaffe, in der Hoffnung, zum Flugzeugführer ausgebildet zu werden.
Nach der militärischen Grundausbildung folgte 1940 die Versetzung an die Flugzeugführerschule „FFS (C) 11“ in Zeltweg in Österreich. Im Oktober 1940 wurde er an die Fliegerschule Schleißheim kommandiert, wo seine Ausbildung auf die zweimotorige Messerschmitt 110 erfolgte. Aufgrund der Zunahme der nächtlichen Bombenangriffe auf Deutschland benötigte die neugeschaffene Nachtjagdwaffe gut ausgebildete Flugzeugführer, zu denen zukünftig auch der Gefreite Rudolf Frank gehören sollte.
Am 5. Februar 1941 zur 1. (Ergänzungsstaffel) des NGJ 3 nach Stuttgart-Echterdingen versetzt, erfolgten von hier aus weitere Übungs- und Einweisungsflüge. Im Frühjahr 1941 wurde die Besatzung Frank/Schierholz zur 1. Staffel der I. Gruppe des NJG 3 nach Vechta versetzt. Ihr Staffelkapitän war Oberleutnant Walter Milius. Mit Hans-Georg Schierholz, dem späteren Ritterkreuzträger, bildete Frank die Besatzung, die bis 1944 von Erfolg zu Erfolg flog. Nicht jeder Einsatz endete mit Abschüssen, eine Tatsache, mit der sich die Flieger oft auseinandersetzen mußten. Auch die Fliegerei in der Nacht machte allen zu schaffen. Aber die Chemie in der Besatzung des späteren Leutnants Rudolf Franke – im Sommer 1942 ist noch Heinz Schneider eingestiegen – stimmte. Sie steigerte ihre Abschußzahl auf 46, aber einen 47. wird es nicht mehr geben.